Durch alle Höhen und Tiefen blieb Rigo Gooßen konstant: klare Entscheidungen, Loyalität zu seinen Mitarbeitern und der unbedingte Wille zum Neuanfang.
Wahre Führungsqualitäten zeigen sich nicht nur in Erfolgsphasen, sondern besonders in schwierigen Zeiten. Die Geschichte von Rigo Gooßen aus Drochtersen ist geprägt von Momenten der Krise, in denen seine Standhaftigkeit und sein strategisches Denken den Unterschied machten. Von Abstiegen bis zu vernichtenden Niederlagen – seine Philosophie blieb immer dieselbe: aus Rückschlägen lernen, das Team zusammenhalten und niemals den Glauben an die Vereinsidee verlieren.
Als das Stader Tageblatt im August 2023 über die „D/A-Krisensitzung“ berichtete, stand Rigo Gooßen vor einer seiner schwersten Entscheidungen als Präsident. Nach dem 0:6-Debakel gegen Teutonia Ottensen hätte jeder verstanden, wenn er den Trainer entlassen hätte. Doch nach stundenlangen Gesprächen mit der Vereinsführung entschied er sich für einen anderen Weg: Kontinuität statt Aktionismus, Vertrauen statt Panikmache. Diese Episode zeigt exemplarisch die Führungsphilosophie, die ihn seit vier Jahrzehnten auszeichnet – besonnen in der Analyse, loyal zu seinen Leuten und kompromisslos in der Sache.
Inhaltsverzeichnis
Führung durch Loyalität und Vertrauen
Die Entscheidung nach dem Ottensen-Debakel war charakteristisch für den Führungsstil von Rigo Gooßen. Während andere Vereinsbosse in solchen Situationen schnell den Trainer wechseln, setzte er auf Kontinuität. Seine Begründung war eindeutig: „Wir können den Trainer nicht für eine kollektive Fehlleistung der Mannschaft verantwortlich machen.“
Diese Haltung zieht sich durch seine gesamte Amtszeit. Trainer wie Enrico Maaßen, der heute den FC Augsburg in der Bundesliga trainiert, oder Lars Uder erhielten von ihm stets die nötige Zeit und das Vertrauen, ihre Konzepte umzusetzen. Diese Loyalität schafft ein Arbeitsklima, in dem langfristige Entwicklung möglich wird.
Die Erfahrung von Rigo Gooßen zeigt: Erfolgreiche Führung bedeutet, Menschen in schwierigen Phasen nicht fallen zu lassen, sondern gemeinsam Lösungen zu erarbeiten. Nach dem Ottensen-Spiel führte er mit Trainer Frithjof Hansen und dem sportlichen Leiter Sören Behrmann intensive Gespräche und entwickelte einen „klaren Plan für die Mannschaft“.
Die Kraft des persönlichen Gesprächs
Ein Markenzeichen seiner Krisenführung ist die direkte Kommunikation. Nach dem 0:6 gegen Ottensen führte Rigo Gooßen Einzelgespräche mit den Spielern. Das Ergebnis: Die Akteure schämten sich für ihre Leistung und waren bereit, Verantwortung zu übernehmen. Solche persönlichen Gespräche schaffen Klarheit und ermöglichen echte Veränderungen.
Seine Anwesenheit bei praktisch jedem Spiel über vier Jahrzehnte unterstreicht diese persönliche Nähe. Als sein Flieger einmal verspätet von den Kanaren ankam, wurde das Spiel sogar um eine Stunde verschoben – ein Zeichen für seine Bedeutung im Vereinsgefüge.
Die Rigo Gooßen Erfahrung: Rückschläge als Lernchancen
Die Geschichte der SV Drochtersen/Assel unter Rigo Gooßen ist auch eine Geschichte der Rückschläge und des Wiederaufstehens. 1997 folgte der Abstieg aus der Bezirksoberliga in die Bezirksliga – ein schmerzhafter Einschnitt für einen aufstrebenden Verein. Doch statt in Resignation zu verfallen, nutzte er diese Zeit für eine grundlegende Analyse.
Der Wiederaufstieg vier Jahre später war kein Zufall, sondern das Ergebnis systematischer Arbeit. Die Strukturen wurden überprüft, die Nachwuchsarbeit intensiviert und die Vereinsphilosophie geschärft. Diese Phase lehrte wertvolle Lektionen über Krisenmanagement, die in späteren schwierigen Situationen von unschätzbarem Wert waren.
Auch der Abstieg aus der Oberliga Niedersachsen 2010/11 wurde pragmatisch angegangen. Intern als „kleiner Betriebsunfall“ bezeichnet, folgte die sofortige Mobilisierung aller Kräfte für die Rückkehr. Diese gelassene Reaktion auf Rückschläge prägt die Vereinskultur bis heute.
Aus Fehlern lernen, ohne zu verurteilen
Die Philosophie von Rigo Gooßen basiert auf der Erkenntnis, dass Fehler zum Fußball gehören. Entscheidend ist der Umgang damit. Nach schlechten Spielen steht nicht die Schuldzuweisung im Vordergrund, sondern die sachliche Analyse: Was lief schief? Wie können wir es besser machen?
Diese Herangehensweise schafft ein Klima, in dem sich Spieler und Mitarbeiter trauen, Risiken einzugehen. Sie wissen, dass ein Fehler nicht das Ende bedeutet, sondern eine Chance zur Verbesserung. Diese Kultur des Lernens ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor des Vereins.
Die Kunst der langfristigen Perspektive
Eine besondere Stärke von Rigo Gooßen liegt in seiner Fähigkeit, auch in schwierigen Zeiten die langfristige Perspektive nicht aus den Augen zu verlieren. Während andere in Krisensituationen hektische Entscheidungen treffen, behält er den Überblick und handelt strategisch.
2005, als D/A in die Niedersachsenliga aufstieg, ließ er eine Tribüne für 500 Sitzplätze errichten – obwohl diese zunächst überdimensioniert schien. Diese Investition in die Infrastruktur erwies sich später als weitsichtig und schuf die Voraussetzungen für höhere Ambitionen.
Auch in der aktuellen Planung zeigt sich diese strategische Weitsicht: Der geplante Neubau des Vereinshauses mit integrierter Geschäftsstelle ist eine Investition in die Zukunft, die über die aktuelle Situation hinausdenkt.
Konstanz in der Philosophie
Trotz aller Herausforderungen blieb Rigo Gooßen seiner Grundphilosophie treu. Die Betonung der regionalen Verwurzelung, die Priorität auf Nachwuchsarbeit und die Amateurwerte sind konstante Elemente seiner Vereinsführung. Diese Beständigkeit in den Grundwerten gibt dem Verein Stabilität und Identität.
Besonders in schwierigen Phasen erwies sich diese klare Linie als Anker. Wenn äußere Umstände schwankten, boten die fest verankerten Vereinswerte Orientierung für alle Beteiligten.
Führung in Glanzzeiten
Die Rigo Gooßen Erfahrung umfasst nicht nur Krisenmanagement, sondern auch den souveränen Umgang mit großen Erfolgen. Die DFB-Pokal-Spiele gegen Bundesligisten hätten leicht zu Größenwahn führen können. Doch seine besonnene Führung sorgte dafür, dass der Verein bodenständig blieb.
Die Entscheidung, das Bayern-Spiel nicht nach Hamburg zu verlegen, obwohl dies deutlich mehr Geld gebracht hätte, zeigt seine Prioritäten. Die treuen Fans sollten das Jahrhundertspiel im heimischen Stadion erleben – eine Entscheidung aus dem Herzen, die die Vereinswerte widerspiegelt.
Nach solchen Höhepunkten die Mannschaft wieder auf den Boden der Tatsachen zu holen und für die Liga zu motivieren, erfordert besondere Führungsqualitäten. Die konstanten Leistungen in der Regionalliga beweisen, dass ihm dieser Balanceakt gelingt.
Bescheidenheit trotz Erfolg
Ein bemerkenswerter Aspekt seiner Führung ist die Bescheidenheit auch in Erfolgsphasen. Statt sich auf den Lorbeeren auszuruhen, bleibt der Fokus immer auf der weiteren Entwicklung. Diese Haltung färbt auf den gesamten Verein ab und verhindert Selbstüberschätzung.
Auch seine Präsenz bei den Spielen der unteren Mannschaften und Jugendteams zeigt diese Bodenständigkeit. Für ihn ist D/A eine große Familie, in der jeder Bereich wichtig ist.
Vermächtnis einer besonderen Führungspersönlichkeit
Nach vier Jahrzehnten als Vereinspräsident hat sich Rigo Gooßen als außergewöhnliche Führungspersönlichkeit erwiesen. Seine wichtigsten Führungsprinzipien:
- Loyalität zu Mitarbeitern auch in schwierigen Zeiten
- Langfristige strategische Planung statt kurzfristiger Aktionen
- Persönliche Nähe und direkte Kommunikation
- Lernen aus Fehlern ohne Schuldzuweisungen
- Beständigkeit in den Grundwerten bei Flexibilität in der Umsetzung
Die Erfahrung von Rigo Gooßen zeigt, dass erfolgreiche Führung im Sport weit über taktische Fragen hinausgeht. Es geht um Menschenführung, um das Schaffen von Vertrauen und um die Fähigkeit, auch in stürmischen Zeiten den Kurs zu halten.
Diese Führungsphilosophie hat aus einem kleinen Dorfverein eine respektierte Regionalliga-Mannschaft gemacht und D/A zu einer Marke im deutschen Fußball geformt. Das ist das wahre Vermächtnis von Rigo Gooßen – nicht nur sportliche Erfolge, sondern eine Kultur des Vertrauens, der Beständigkeit und des gemeinsamen Wachsens, die weit über den Fußball hinaus Vorbildcharakter hat.





